Drei Menschen einer Ausstellung, nicht das Subjekt, aber objektiv und rezipierend.



kleine Beobachtungen über Salz und anderes
Shalechet – Gefallenes Laub (Menashe Kadishman).
Ein aussergewöhnlicher, kommunikativer, sprechender Raum.
Wieder einmal ein wundervolles Konzert in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen: Trio Fado.
Man merkt der Band die Herkunft und die Verbundenheit nicht nur an, mit Portugal, dem Fado, dem Gefühl. Aber auch, mit Berlin und dem Publikum, das man offenbar zumeist persönlich kannte und begrüßte.
Beeindruckend die Instrumentierung mit klassischer portugiesischer Gitarre und unklassischem, oftmals in Kontrabass-Manier gespieltem, Cello.
Bleibt nur der Wermutstropfen, dass diese Musik zum Genuss eine Flasche Rotwein und drei Schachteln Zigaretten braucht. Eigentlich, da war ich mir mit dem Barkeeper einig, bei der Raucherpause vor der Tür in berlinerischer Kälte.
Zu Anbruch der Nacht fliessen Wässer aus Plakatwänden hinter Glas, verstecken sich Menschen hinter Vorhängen und andere sind flüchtig.
Der Berg verändert sich, er wandelt nun von bürgerlich nach senil. Ein Stück zurück zu den Ursprüngen 1989.
Dabei, die Stadt zu verlassen.
Am Ende hängen bleibt die Zartheit, mit der die Musik im Raum schwebt. Nicht die Erwartungshaltung nach Standards und Vorantreiben macht das Konzert aus, es sind die leisen Töne, die Julio Resende aus dem Klavier kitzelt, die unerwarteten Percussion-Geräusche von Lucia Martinez, das filigrane, Basis und Höhepunkt gebende, dominierende aber nie in den Vordergrund drängende Kontrabassspiel von Carlos Bica. So fängt es mich ein und die Musik enthebt mich vom Hintergrund, der schwül heissen Luft im Kellerraum der Werkstatt der Kulturen, den Leuten im gefüllten, nicht überfüllten Raum, der modern-loungeischen Ausstattung. Dass dennoch Bewegung in der Sache ist, lässt das Mittreiben nur umso angenehmer werden.
Sofern die Erinnerung Bicas und Martinez‘ stimmt, spielten die drei das erste mal live zusammen, Julio Resende gerade aus Lissabon eingeflogen. Umso spannender, weil uneingespielter und damit ungespielter, spontan und höchst konzentriert wurde so die Darbietung. Die Spanierin Martinez aus Vigo unterstreicht dies durch eine äußerliche Unterkühltheit, die im starken Kontrast zur Hitze des Raums und der Wärme der Musik steht. Schön, dass Profi Bica schon in der ersten Spielpause am Tresen ein kleines Bier ordert. Eine Enthebung zwischen Musik, Musiker und Gästen findet nicht statt und hinterlässt ein lässiges Gefühl des Willkommenseins.
Berliner U-Bahnen haben den Namen oftmals nicht verdient. Im märkischen Sand lassen sich kaum Tunnel bauen, die nicht entweder absaufen, oder aber den Namen nicht verdienen, da die Tunneloberdecke zugleich den Straßenasphalt der darüberliegenden Straße bildet. Man setze sich beispielsweise in eine Kneipe in der Rosa-Luxemburg-Straße. Und hält sein Bier fest, denn – solange es voll ist (das Bier) – schwappt es über, wenn unter den Füßen des Stehtisches gerade mal die U2 vorbeirattert.
Trotzdem versucht man jetzt mal wieder die Spree und den Spreekanal für die U5 zu untertunneln. Also so 10 Meter tief, was für Berliner Verhältnisse ziemlich viel ist. Und dementsprechend als Jahrhundertprojekt verkauft wird. Die Berliner sollten mal den Gotthard-Basistunnel besichtigen und dann angesichts ihrer Baustellen die Ruhe bewahren. Und vermutlich wird die Fertigstellung der paar Meter Tunnel genauso lange dauern, wie der Fahrstuhl zum Mond oder der Bau eines Abfertigungsgebäudes in Schönefeld.
Falls es noch nicht aufgefallen ist: Im Vergleich zu den U-Bahnen anderer Großstädte gibt es in Berlin keine langen Rolltreppen. Aus vorgenanntem Grund, geht es einfach nicht in die Tiefe. Dennoch können die vorhandenen Fahrtreppen, sofern fahrbereit, den lauffreudigen Nutzer ans Licht bringen.
Das Glück jedoch, so konnte ich beobachten, liegt weiterhin unter der Erde. Zumindest in der U-Bahn-Station Alexanderplatz. Die, ich wiederhole mich, ca. 30 cm unter den Pflastersteinen liegt und die – dem Glück zu liebe – einen unendlichen Verbindungstunnel zwischen Regionalbahnhof und U2/U5-Bahnsteigen aufzuweisen hat, der in jeder anderen Stadt mit Fahrwegen (also waagrechten Rolltreppen) zu bewältigen wäre. Wie so was geht, könnten die flughafenerfahrenen Berliner mal in Frankfurt zwischen Regionalbahnhof und Fernbahnhof angucken. Oder aber, man lässt es so, wie es ist.
Auch Dreck mach Patina.
PS: Der Laufweg zur U2 am Alexanderplatz ist – vom siffigen McD. mal abgesehen, eine eigentlich ziemlich gute Freßmeile. Wenn man vom Duft in der Luft mal absieht.
Am frühen Abend mache ich mich auf den Weg zum Hermannplatz, um einen Neuköllner Keller zu finden. Das Leben lebt bereits in Kreuzberg. Ob bei dämmernden Grünlicht als Graffiti oder am nächsten Morgen am U-Bahnhof Möckernbrücke aus einer unglaublich lauten kleinen handlichen Box. Die Musikauswahl der beiden Drogis fand ich dennoch etwas zweifelhaft. Aber sie war sicherlich bewusst gewählt.